Gevelinghausen. Südlich von Gevelinghausen soll doch keine Fläche für ein so genanntes „Batterieenergiespeichersystem“ – kurz BESS – ausgewiesen werden. Das haben jetzt die Mitglieder des Olsberger Stadtrates mit breiter Mehrheit entschieden. Zuvor hatten sich in der Gevelinghauser Einwohnerschaft erhebliche Bedenken gegen das Projekt gebildet.
Gleichwohl stellten die Ratsfraktionen fest, dass die BESS-Technologie insgesamt sinnvoll ist – und für die Stadt Olsberg auch steuerliche Erträge bringen kann. Es gebe, so Simon Sabinarz, Widerstand gegen den Standort, „nicht gegen die Technologie“. Hintergrund: BESS sind ein wichtiger Bestandteil zur Integration erneuerbarer Energien, besonders mit Blick auf die Netzstabilität. Das „Herzstück“ solcher Speicheranlagen sind zahlreiche Container, in denen die eigentlichen Speicher untergebracht sind. Hinzu kommt ein Umspannwerk. Die Anlage südlich von Gevelinghausen sollte nach Angaben des Vorhabenträgers für eine Leistung von 90 MW und eine Kapazität von 180 MW/h ausgelegt werden. Als Fläche würden rund 2,24 Hektar benötigt; hinzu kommen für das nordöstlich gelegene Umspannwerk nochmals etwa 0,35 Hektar.
Allerdings: Im Nachgang zu einer ersten Vorstellung der Planungen kamen in Gevelinghausen Bedenken zu dem Vorhaben auf – mehr als 300 Unterschriften wurden an die Stadtverwaltung überreicht. Deshalb hatte man dort den Vorschlag an die Kommunalpolitik gemacht, das Projekt nicht weiter zu verfolgen.
Dem schloss sich auch eine breite Mehrheit des Stadtrates an. Es gebe „erheblichen Widerstand in der Bevölkerung“, so CDU-Ratsmitglied Sabinarz: „Das nehmen wir sehr ernst.“ Ziel müsse es sein, „gemeinsam im Dialog einen besseren Standort zu finden.“ Auch FDP-Fraktionsvorsitzender Dominik Stahl appellierte, den Bürgerwillen ernst zu nehmen. Fragen seien unbeantwortet geblieben, „viele Menschen fühlen sich überrollt.“ Diese Aussage kritisierte Bürgermeister Wolfgang Fischer scharf: Gegenüber dem Stadtrat seien stets alle verfügbaren Informationen vorgelegt worden – bereits seit Januar haben sich Stadtrat und der Fachausschuss Planen und Bauen mit diesem Thema in öffentlichen Sitzungen beschäftigt. Auch die Sitzungsprotokolle seien immer öffentlich zugänglich. Und um in einem nächsten Schritt Bürgerinnen und Bürger zu informieren, gebe es das Instrument der Planverfahren – in das man noch nicht einmal gestartet sei. Auch Hubertus Schulte, Leiter des Fachbereichs Bauen und Stadtentwicklung, betonte: „Der einzige Weg zu einer ordentlichen Bürgerbeteiligung ist ein solches Verfahren.“
Hubertus Schulte führte ebenfalls aus, dass man sich in einem Austausch mit dem Vorgabenträger befinde. Dieser habe die Absicht geäußert, nun nach einem anderen Grundstück zu suchen – es sei der Wille vorhanden, einen Batteriespeicher im Stadtgebiet Olsberg nicht gänzlich aufzugeben. In diese Richtung argumentierte auch SPD-Fraktionsvorsitzender Helmut Kreutzmann: Natürlich brauche ein BESS-Standort die Akzeptanz der Bürgerschaft – „aber hier geht es auch um Einnahmen“, gerade mit Blick auf künftige finanzielle Herausforderungen. Man dürfe das Feld nicht anderen Kommunen überlassen: „Wir glauben, dass man das weiterverfolgen muss – aber nicht an dieser Stelle.“ Ebenso betonte Claudia Weigand, Fraktionssprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen: „Wir wollen nicht gegen den Bürgerwillen entscheiden.“
Mit 22 Stimmen – bei 7 Enthaltungen aus der SPD-Fraktion – beschlossen die Mitglieder des Stadtrates, das BESS-Vorhaben in Gevelinghausen an diesem Standort nicht weiter zu verfolgen. Gleichwohl machten die Fraktionen deutlich, dass die Ablehnung des Speichers bei Gevelinghausen keinen grundsätzlichen Verzicht auf entsprechende Projekte im Stadtgebiet bedeute. Bereits im Juli hatte der Ausschuss Planen und Bauen beschlossen, für ein mögliches BESS südlich des Umspannwerkes Steinhelle mit einer Speicherkapazität von 200 MW/h Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans sowie Aufstellung eines Bebauungsplans einzuleiten.